Hallo Leutz,

ich wollte euch mal fragen, ob ihr Tipps habt, wie man die unterschiedlichen Menschlichkeitswerte darstellen kann.

Es ist ja so, dass je niedriger der Menschlichkeitswert, desto annormaler ist man für Menschen. Woran liegt das wohl? Meines Erachtens an fehlenden Gefühlsregungen, sprich eine einschleichende Gefühlskälte. Kainskinder mit hohem Menschlichkeitswert versuchen diese Gefühle und natürlich ihre Moralvorstellungen irgendwie zu leben, Kainiten mit niedrigem Menschlichkeitswert ist so etwas vollkommen egal.

Welche Rollenspieltipps würdet ihr für die unterschiedlichen Menschlichkeitswerte geben? Wenn wir genug zusammen bekommen können wir das ja, sobald es von der Spielleitung frei gegeben wird, auf die Homepage packen.

Ich bin gespannt auf eure Anregungen...

Man muß hier ganz deutlich unterscheiden zwischen Menschen und Kainiten mit niedrigen Menschlichkeitswerten, da dieser Wert bei Kainiten sowohl übernatürliche Ursachen, als auch übernatürliche Auswirkungen hat. Am Verfall der Menschlichkeit bei Vampiren ist nicht derenn potentiell hohes Alter an sich "schuld" - es gibt ja auch uralte Menschen, die, in Regeltermini gesprochen, eine sehr hohe Menschlichkeit hätten - sondern ihre übernatürliche, auf einem Fluch basierende, monströse Natur und v.a. das ewige, ständige Ringen mit dem Tier um die Vorherrschaft. Wenn man sich dem nicht aktiv und mit aller Kraft entgegenstemmt (indem man z.B. verlorene Menschlichkeit mit Buße und XPs zurückkauft, Frenzys verhindert oder auf unbelebte Gegenstände umlenkt etc.) ist der VErfall unaufhaltsam. Wenn die Menschlichkeit bei "0" angekommen ist, ist ein Vampir "unspielbar" bzw. für die Gesellschaft untragbar, denn eine Differenzierung zwischen seiner Psyche, seinem eigenen Ich und dem rasenden oder brütenden Tier ist nicht mehr möglich - er ist zu einem unberechenbaren Monstrum geworden. Eine niedrige Menschlichkeit hat ja auch entsprechende Folgen, die sich z.B. bei vergleichbaren Menschen keineswegs einstellen, ich denke da z.B. ans Wachbleiben und die Handlungsfähigkeit am Tage, was Vampiren mit niedriger Menschlichkeit nahezu unmöglich ist: hier zeigt sich, daß das immer stärker werdende Tier seinen Tribut fordert.

Und genau das ist es, was rollenspielerisch dargestellt werden muß: daß die Grenze, die Barriere, hinter die das Tier normalerweise gepfercht ist, zu schwinden und zu bröckeln beginnt. Man empfindet in der Gegenwart solcher Kreaturen eine ständige, wie auch immer indirekte Bedrohung (ich erinnere daran, daß Tiere dies auch bei hoher "Mensch"lichkeit wahrnehmen, da sie im Vampir immer das ultimative Raubtier wittern, dessen Essenz genau das Tier ist). Die sog. "Hirarchy of Sins" ist m.E. für Vampire nicht als Meßlatte der Menschlichkeit zu verstehen, sondern gibt an, in wie hohem Maß das Tier bereits die Oberhand gewonnen hat, sprich: mit welchen Taten es ohne "Bedenken, Buße und Bedauern" am GEwissen der Psyche vorbei kommt. Daraus wird ersichtlich, daß bei VAmpiren, die de facto keine Menschen mehr sind, die "Menschlickeit" nichts weiter als ein Artefakt ist, das im Sinne der Gesellschaftsräson gepflegt werden muß (diese These wird dadurch unterstützt, daß es auch völlig andere, teils äußerst bizarre "Paths of Enlightenment" gibt, die ein vollständiges Surrogat - jedenfalls von ihrer Wirkung her - für die Menschlichkeit sind).

Als Rollenspieltips könnte man folgendes aus dem Gesagten ableiten:
- man beginnt, seine "Menschlichkeit" als künstlich zu betrachten und verstehen. Man distanziert sich davon und betrachtet, fast wie von außen, sein eigenes Ego. vielleicht sogar ein wenig amüsiert "exerziert" man die Regeln der Menschlichkeit und zwar allein aus Berechnung. JEder innere Antrieb dazu ist verschwunden. Wenn man das so spielt, daß andere das bemerken, kann das unfaßbar monströs wirken!!!
- man läßt immer häufiger "tierhafte" Verhaltensweisen, Ticks oder Ausrutscher passieren, v.a. in Zeiten emotionalen Stresses oder bei Hunger, die anzeigen, daß das Tier sich gegen die dünne Schicht, die es nur noch bändigt, stemmt. Das wirkt besonders gut bei anzugtragenden Ventrue oder anderen betont menschliche Sitten und Gebräuche kopierenden Kainiten
- man kann auch sehr viel über "de-emotionalisierte" Sprache erreichen: ein Vampir, der Sterbliche grundsätzlich als "Vieh" oder "Blutbeutel" bezeichnet, der ohne jede Regung, vielleicht aber sogar amüsiert, von den schlimmsten Greueltaten berichtet oder erfährt, kann sehr verstörend wirken. Das ist schwieriger, als es sich liest: man versuche mal im lockeren Plauderton von Dingen und Taten zu sprechen, die einem normalerweise den absoluten Horror bereiten würden!!
- man sollte sich stets vor Augen führen, daß niedrige Menschlichkeit ein Nachteil ist (nicht nur ein Freibrief dafür, in seinen Outtimezetteln regelmäßig ungestraft ein Blutbad anrchten zu können)!!! Je näher das Tier rückt, desto mehr assimiliert sich das Verhalten zu dem des ultimativen Raubtiers. Man sollte unberechenbarer und extremer in seinen Reaktionen werden (z.B. grundsätzlich Presence 2 einsetzen, wenn man jemanden anschreit oder WP ausgeben, um es nicht zu tun), sollte zunehmend seine Gesellschaftsfähigkeit verlieren, da der singuläre Egoismus des Tieres immer offenbarer wird (die anderen müssen spüren, daß Du sie alle, ohne zu zögern, opfern würdest, um Deine Haut zu retten) und auch nicht davor zurückschrecken, die Etikette zu verletzen!!! Es ist völlig unrealistisch, daß ein Kainit, dessen Tier schon sehr stark ist, sich noch um so etwas aufgesetztes, pseudomenschliches wie die komplizierten und komplexen Anforderungen der Etikette schert.

Aus den letzten Punkten sollte klar werden, daß es im Camarilla-Spiel ganz klar von Nachteil ist, seine Menschlichkeit zu vernachlässigen und auch entsprechend bestraft wird. Die vermeintlichen Vorteile, die ein starkes Tier mit sich bringt, werden durch die gesellschaftlichen Sanktionen mehr als konterkariert. Man bedenke, daß der Stempel "Gefahr für die Maskerade" meistens das Ende der Straße bedeutet. Man bedenke ferner, daß sinkende Menschlichkeit sich selbst verstärkt, da der Widerstand gegen das Tier mit sinkender Menschlichkeit ebenfalls verringert wird, wohingegen das Tier immer stärker wird. Der Schritt von Menschlichkeit 7 auf 6 geht deutlich langsamer als der von 4 auf 3!!!!

Ok hier mal meine Meinug und Erfahrung zu dem Thema natürlich ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit, dafür aber subjektiv geprägt:

Es ist kein sonderliches Problem Gefühlskälte zu spielen. Im Gegenteil benötigt es gerade einiges an rollenspielerischem/schaupielerischem Können Gefühle und Emotionen darzustellen, so daß der Gefühlskalte Charakter oft die Regel ist.
Z.B. würde man einen Charakter, der ohne mit der Wimper zu zucken einer Execution beiwohnt als total Abgebrüht beschreiben. Da allerdings der Spieler (der ja hinter dem Char steckt) weiß das alles nur ein Spiel ist, wird er in der Regel wenig beieindruckt von dem Vorgang sein. Nun liegt es an dem Spieler wie er seinen Charakter erscheinen lassen will, betreibt er einen rollenspielerischen Aufwand und tut so als würde es seinem Char nahegehen deutet das auf einen hohen Meschlichkeitswert hin. Tut erdagegen einfacht nichts wirkt er Gefühlskalt, was eigentlich einen niedrigen Meschlichkeitswert implizieren würde.
Daher kann man schon fast Gefühlskälte mit schlechtem oder nicht vorhandenem Rollenspiel gleichsetzen.

Daher der Tip für Kainiten mit niedriger Menschlichkeit: Versucht nicht Gefühlskalt zu spielen, sondern Unmeschlich. Versucht das zu unterdrücken was menschlich ist. Gelangweilt auf einem Stuhl herumkippeln, sich eine bequeme Sitzposition suchen, sich kratzen (an der Nase, hinterm Ohr oder sonstwo), die Beine übereinanderschlagen, sich Harsträhnen aus dem Gesicht wischen, sich Dehnen, Strecken und Recken, all das macht uns Meschlich, oder wenn wir es unterdrücken unmeschlich, kalt und irgendwie unheimlich.
Wenn man es das erste Mal ausprobiert hat wird man merken, dass es sehr anstrengend ist und einiges an Konzentration bedarf. Aber wenn ihr es konsequent durchzieht wird es auf eure mitspieler wirken und sich lohnen.
Mit der Zeit werdet ihr mehr und mehr Übung darin bekommen und auf Feinheiten, wie Blinzeln, Räuspern und Achselzucken, achten und sie gezielt einsetzen oder eben unterlassen.

Einfacher und auch effektiver sind die Pfade, als erstes sei hier mal der Pfad des Tieres genannt:
Um einen Kainiten darzustellen, der sich auf den Pfad des Tieres begeben hat muss man ebenfalls unmeschlich erscheinen. Hier erreicht man dies allerdings nicht durch auslassen der Menschlichen Regungen sondern indem man meschliche durch tierische Ersetzt. Guckt euch einen Hund an, wenn er verärgert ist nimmt er die Schnauze nach unter kneift die Augen zusammen, guckt von unter nach oben, bleckt die Zähne und knurrt. Genau diesen Effekt wollt ihr erreichen, wenn jemand euren Gangrel ärgert. Wenn ihr aufgeregt seid lauft wie ein Tier im Käfig immer hin und her. Wenn ihr gelangweilt seid leckt euch mit der Zunge über den Handrücken oder kratzt euch den Rücken an einem Türpfosten. Haustiere egal ob Hunde Katzen oder Pferde sind da schöne Anschauungobjekte von denen man sich einiges abgucken kann.
Wie in den Rollenspieltips für Gangrel schon gesagt ist es wichtig auch im Verhalten, nicht nur in Gesten wie ein Tier zu wirken. Ein Tier kämpft z.B. nur im absoluten Notfall, sei kloppen sich nicht bei jder Gelegenheit wie Brujah sondern drohen normalerweise nur aber das könnt ihr alles noch mal dort nachlesen.

to be continued...

Das Monster: Dabei gibt es nun sehr viele Abstufungen und ich werde nur allgemein ein paar Tips geben, wieviele jeder in sein Charakterkonzept aufnehmen will bleibt ihm überlassen.

1.) Aggresiv: Proll oder knurr andere Leute an, starr ihnen in die Augen bis sie sich abwenden und sein stets ein Bündel geballtes Selbstvertrauen, was keinen Wiederspruch aufkommen läßt. Sein unberechenbar, wie ein Vulkan der stets ausbrechen kann. Wenn du dich bewegst, beweg dich langsam und lauernd nur um dann plötzlich die nächste Handlung (auch wenns nur zwei Meter durch den Raum gehen ist) total schnell auszuführen. Sei paranoid, setz dich immer mit dem Rücken zur Wand und wenn ein plötzliches Geräuch aufkommt spring auf und greif reflexartig zu deiner Waffe (auch wenn du keine dabeihast, weil wir im Elysium sind). Wenn du mit jemandem Streitest und du größer bist als er bau dich vor ihm auf guck von oben herunter und dräng ihn nach hinten an die Wand oder noch besser in eine Ecke. Wenn du kleiner bist als er nimmt die "knurrender Hund" Stellung wie oben beschriben und mach das gleiche.
Auftreten ist alles, wenn duschon aussiehst wie 200kg geballter TOd, wird sich keiner mit dir anlegen (auch wenn du eigentlich gar nichts kannst).

2.) Psycho: Wenn dich die anderen für geistig unzurechnungsfähig halten, werden sie Angst vor dir haben. Also sorg für Kontraste, wenn du häßlich wie die Nacht bist und wirklich zum kotzen aussiehst rede mit einer harmonischen Stimme, sanft wie Seide. Wenn du ein Malk im hübchen Anzug bist, verstell deine Stimme bis sie nur noch ein Krächzen ist, aber rede weiter als wär nichts gewesen. Sorge für eine Disharmonie zwischen dem was sie sehen und dem was sie hören. Benutze die ruckartigen Bewegungen wie ich sie oben beschrieben habe. Erlaube dir Ticks und Ausraster, bei denen du einfach nur so ohne irgendeinen Grund deinen Kopf immer wieder gegen die Wand hämmerst.
Wenn sie über Kinderverstümmelung reden fahr dir mit der Zunge über die Lippe und mach einen sehnsüchtigen Gesichtsausdruck.

3.) Grotesk: Veränder dein Aussehen. Damit meine ich nicht nur die häßlichen Nossis, sondern auch die psycho Malks oder die Gangrel. Farbige Kontaktlinsen bewirken Wunder "die Augen sind das Spiegelbild der Seele" sagt man. Kerkrüppelte Gliedmaßen, Hände Beine usw. die man aber trotzdem noch normal benutzen kann. Lange schwarze Fingernägel und dazu die Hand immer zur Klaue gekrümmt. Ein wenig schwarz oder rot unterlegte Augen, kann jeder benutzen und hat jede Menge Effekt. Für die dies ganz aufwendig möger der Vogelgang. Geh immer nur auf den Fußballen dadurch erhälst du ein zusätzliches Beingelenk und dein Gang wirkt wie bei einem Dinosaurier oder bei General Greevis aus Star Wars III.

4.) Unterlaufe den Sicherheitsabstand: Jeder Mensch hat seine "Private Zone" das sind i.A. 20cm um ihn herum. Wenn man in diese "Private Zone" eindringt wird es persönlich z.B. wenn man mit jemandem nach ein paar Dates zusammenkommt und tief in die Augen schaut bevor man sich das erste Mal küsst.
Wenn man nun ohne das Einverständniss des anderen diesen 20 cm Sicherheitsabstand unterläuft hat es den gegenteiligen Effekt (zum ersten Kuss Beispiel) und die person deren Sicheheitsabstand unterlaufen wurde wird i.A. angeekelt zurück auf Distanz gehen. Wenn man nun noch ein häßlicher stinkender Nossi ist wird das nur noch begünstigt.
Probierts ruhig im Alltagsleben mal aus (wenn ihr nichts dagegen habt das euch eure Freunde für nen Psycho halten) es geht hier wirklich nur um Zentimeter.